Das Kurt-Singer-Institut
für Musikphysiologie und Musikergesundheit (KSI)
wurde im Jahr 2002 an der Universität
der Künste Berlin (UdK) und der Hochschule
für Musik Hanns Eisler Berlin (HfM) gegründet.
Namenspatron ist der jüdische Arzt und
Musikwissenschaftler Kurt
Singer, der von 1923 bis 1932 eine medizinische
Beratungsstelle an der Musikhochschule in Berlin
leitete. Damit ist er Nachfolger des Chirurgen Moritz
Katzenstein. Darüber hinaus hatte er einen
Lehrauftrag für Musikerkrankheiten inne. Er wurde mit
der Machtergreifung der Nationalsozialisten seiner
Tätigkeit entbunden und verstarb 1944 im KZ
Theresienstadt. Seit 2014 leitet der Musikmediziner
Prof. Dr. med. Dipl. Mus. Alexander
Schmidt das Institut.
In Ost-Berlin/DDR erfolgte die medizinische Betreuung
von Musikern, Tänzern und Artisten inklusive
Einstellungs- und Tauglichkeitsuntersuchungen im
Ambulatorium Berliner Bühnen. Neben einer direkt
verantwortlichen Betriebsärztin waren dort auch
Orthopäden, HNO-, Augen- und Zahnärzte tätig. Die Sänger
wurden in der Phoniatrischen Abteilung der
Universitätsklinik für HNO-Heilkunde der Charité
betreut.
Prof. Dr. med. Christoph
Wagner, einer der Pioniere der Musikphysiologie,
gründete 1974 an der Hochschule für Musik und Theater in
Hannover das „Institut für experimentelle
Musikpädagogik“ als erstes Institut dieser Art in
Deutschland und Europa. Seine Arbeit sollte die
Beziehung zwischen Musikphysiologie und musikalischer
Praxis verdeutlichen. Ab 1979 trug es den Namen
„Institut für Musikphysiologie“.
Das Berliner Institut ist, nach Hannover und Dresden,
das dritte der in Deutschland gegründeten Institute für
Musikphysiologie. Es erinnert mit seiner Namensgebung an
Kurt Singer und sein Anliegen, der Gesundheit von
Musikern in der Ausbildung einen wichtigen Platz
einzuräumen.
Von 1987 bis 1990 baute Dr. Hartmut Puls den Fachbereich
Physioprophylaxe an der Hochschule für Musik Hanns
Eisler auf, der von der ersten gewählten Rektorin nach
der politischen Wende, der Pianistin Professor Annerose
Schmidt, zum wahlobligatorischen Bestandteil des
Studiums erhoben wurde. Damit war die Hochschule die
erste in Deutschland, in der ein Bewegungsfach
obligatorischer Bestandteil der Ausbildung von Musikern
wurde.
Schon vor der Institutsgründung wurde 1996 an der
damaligen Hochschule der Künste Berlin (HdK) eine
Beratungssprechstunde für Musiker in und außerhalb der
Hochschulen eingerichtet.
An der HfM Hanns Eisler wurde das Fach
„Physioprophylaxe“ (Dr. Hartmut Puls) als
sporttherapeutisches Präventionsangebot in den Lehrplan
integriert.
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Im Mai 2002 wurde das
heutige Institut in Kooperation zwischen der Universität
der Künste, Berlin und der Hochschule für Musik Hanns
Eisler gegründet.
Kurt Bernhard
Singer
* 11.10.1885, Berent (Westpreußen)
† 07.02.1944, Ghetto Theresienstadt
Gründungsmitglieder waren
Prof. Dr. med. Helmut Möller (Leitung), Prof. Heide
Görtz (Stellvertretende Leitung), Prof. Dr. Ulrich
Mahlert, Alexandra Müller, Prof. Markus Nyikos, Grazyna
Przbylska-Angermann, Prof. Dr. Herbert Wiedemann (UdK),
Prof. Kristin Guttenberg und Dr. Hartmut Puls (HfM). Die
Einrichtung eines solchen hochschulübergreifenden
Institutes war maßgeblich das Verdienst des damaligen
Dekans der UdK Prof. Dr. Patrick Dinslage und des
Rektors der HfM Prof. Christhard Gössling.
Das KSI bündelte die verschiedenen bis dahin bestehenden
Lehrangebote und erweiterte das Angebot um medizinische
/ musikphysiologische Beratung und Begleitung der
Musikstudierenden, um die Erforschung von
Präventionsmaßnahmen und um die Leitung und Betreuung
der berufsbegleitenden Weiterbildung „Musikphysiologie
im künstlerischen Alltag“.
Seit 2010 wurde das KSI auf eine Initiative von Rektor
Prof. Weigle, der kommissarischen Leitung des KSI Prof.
Guttenberg und Alexandra Müller, und der Klinik für
Audiologie und Phoniatrie der Charité unter Prof. Dr.
med. Manfred Gross auf eine breitere Basis gestellt,
indem durch einen Kooperationsvertrag mit der Charité
auch die Musikermedizin einbezogen wurde.
Die kommissarische Leitung übernahm 2012 Prof. Dr. med.
Tadeus Nawka, bis 2014 auf die ausgeschriebene Professur
Dr. med. Dipl.-Mus. Alexander Schmidt berufen wurde.
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